Das „Wobbler-Syndrom“ beim Hund wird auch als „Spondylolisthesis“ bezeichnet und entsteht durch eine Kompression („Druck“) an der unteren Halswirbelsäule. Eine dadurch verursachte Verengung des Wirbelkanales in diesem Bereich verursacht eine Schädigung des Rückenmarks und der Rückenmarksnerven.
Die am häufigsten davon betroffenen Hunderassen sind der Dobermann und die Deutsche Dogge. Die Erkrankung trifft oft Rüden und entsteht meist im Alter von 6 Monaten bis 8 Jahren.
Bei den betroffenen Tieren liegt eine Instabilität der Halswirbel vor, die oft durch eine Fehlbildung der Wirbel oder des Bandapparates, der die Wirbel gegeneinander stabilisiert, verursacht wird. Die Wirbel können sich dadurch gegeneinander verschieben und durch eine Einengung des Wirbelkanals das Rückenmark schädigen (was als „dynamische Kompression“ bezeichnet wird). Als eine weitere Ursache für die Erkrankung kann auch ein Bandscheibenvorfall im Halswirbelbereich oder eine durch eine Entzündung hervorgerufene Verdickung („Hypertrophie“) des Faserrings am Halswirbel in Frage kommen.
Auch eine anatomisch bedingte Fehlbildung im Halswirbelbereich kann zu einer Schädigung des Rückenmarkes (= „statische Kompression“) führen. Die Erkrankung kann genetisch bedingt (vererbbar) sein und eine überreiche Fütterung im Wachstumsalter und ein zu schnelles Größenwachstum wirken sich negativ auf die Erkrankung aus.
Durch die Schädigung des Rückenmarkes kommt es bei den betroffenen Hunden zu neurologischen Ausfällen, die an den Hintergliedmaßen beginnen und später auch die Vordergliedmaße betreffen können. Anfangs fallen ggf. nur leichte Gangstörungen („Ataxien“) auf. Die Hunde wackeln (engl. „to wobble“) und stehen oft breitbeinig, um ihr Gleichgewicht zu halten. Im weiteren Verlauf haben die Hunde Schwierigkeiten bei der Koordination des Ganges und beim Aufstehen bis hin zu vollständigen Lähmungen der Gliedmaße.
Die Erkrankung wird durch eine tierärztlich/klinische neurologische Untersuchung, durch eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel (Myelographie), Computertomographie (CT) und/oder Magnetresonanztomographie (MRT) festgestellt.
Merkmale und Symptome des Wobbler-Syndroms
- eine deformierte Halswirbelsäule mit einem nach vorne verengten Wirbelkanal
- starke Schmerzen
- schmerzhaftes Beugen und Strecken des Halses
- Überempfindlichkeiten im Halsbereich und Tiefhalten des Kopfes
- wackeliger, vorsichtiger Gang und Koordinationsstörungen
- Nachschleifen der Krallen
im späteren Verlauf der Krankheit:
- Hinterhandschwäche, Schwierigkeiten beim Aufstehen bis hin zu vollständigen Lähmungen
- Harnträufeln bis hin zur Harn- und Kotinkontinenz
- Halssteifigkeit
- Steifigkeit der Vordergliedmaße
Tierärztliche Therapie
Bei „milden“ Formen und stabilen Verläufen ohne deutliche Verschlechterung wird häufig eine konservative Therapie mit Medikamenten und absolutem Leinenzwang versucht.
Bei schwereren Fällen (starker Symptomatik) ist eine Operation möglich. Bei einem chirurgischen Eingriff wird dabei der Druck auf die Bandscheibe genommen und die Halswirbel ggf. mittels einer Schraube fixiert. Die Operation beim Wobbler-Syndrom ist in der Regel sehr anspruchsvoll (und damit auch risikoreich), da das Rückenmark keinesfalls weiter geschädigt werden darf.
Wenn die Operation frühzeitig nach Auffallen der Symptome erfolgt, sind die Erfolgsaussichten vielversprechend. Je länger die Probleme vor der Operation bestanden und je deutlicher die vorhandenen neurologischen Ausfälle (wie Koordinationsstörungen, Lähmung, Harnträufeln usw.) sind, desto vorsichtiger sind die Aussichten auf eine Heilung. Die Erholungsphase ist in diesen Fällen lang, da die Nervenschäden nur sehr langsam repariert werden.
Vorbeugende Maßnahmen
Als Prophylaxe sollte unbedingt eine energiearme Ernährung im Wachstumsalter zählen. Jegliche traumatischen Einflüsse am Hals des Junghundes sowie starke, ruckartige Einwirkungen über Leine und Halsband müssen strikt vermieden werden. Im ersten Lebensjahr ist deshalb ein Brustgeschirr empfehlenswert.
Physiotherapie
Im Vordergrund einer physiotherapeutischen Behandlung stehen die Schmerzlinderung und die Reizsetzung der Gließmaße zur Verbesserung der Nervenfunktionen.