Der geriatrische Hund

Als „Geriatrie“ bezeichnet man die „Altersmedizin/-Heilkunde“ von alternden Menschen und Tieren. Somit beschäftigt sich die Tiergeriatrie mit dem älter werdenden Haustier und hat das Ziel, durch spezielle Maßnahmen, Krankheiten zu verhindern, frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. So kann das Tier seinen Lebensabend genießen und bleibt dem Besitzer lange erhalten.

Im Durchschnitt geht man davon aus, dass ein Hund, der das 7. Lebensjahr erreicht hat, als „Senior“ gilt. Dabei muss jedoch auch die allgemeine Lebenserwartung der Hunderasse und die Größe des Hundes berücksichtigt werden. Kleine Hunde haben z.B. eine längere Lebenserwartung als größere.

Wie alt ist Ihr Tier nun wirklich?
Diese Alterstabelle gibt Auskunft über das Alter Ihres Hundes im Vergleich zum Menschen.
alterstabelle_hunde

Wann ist Ihr Hund alt?
Anzeichen auf die man achten kann:

  • Haare rund um Schnauze, Augen und Pfoten werden grau
  • die Muskulatur atrophiert meist zuerst im Gesicht,
    die Muskelmasse nimmt ingesamt ab und das Körperfett zu
  • Leistungsfähigkeit der Sinnesorgane lässt nach (Hören und Sehen wird schlechter)
  • verlangsamter Stoffwechsel und ggf. trägere Verdauung
  • Geschicklichkeit und motorische Fähigkeiten nehmen ab
  • der Gleichgewichtssinn verringert sich
  • reduzierte Bewegungs- und Spielfreudigkeit
  • Ruhe- und Schlafbedürfnis sind ausgeprägter, der Schlaf oft tiefer
  • allgemeines Krankheitsrisiko nimmt zu und
  • die generelle Konstitution wird schwächer
  • Ängstlichkeit und Reizbarkeit können auftreten und
  • nach Krankheiten ist die Rekonvaleszenz meist länger

Das Altern geht zudem auch einher mit der Einschränkung der Funktionen aller Organe und dem Abbau der Muskulatur. Das heißt, im „Alter“ lässt die Leistung des Körpers nach, die Fähigkeit des Körpers, das Gleichgewicht der Körperfunktionen aufrecht zu erhalten, wird vermindert. Dadurch können (früher oder später) altersbedingte Krankheiten auftreten, wie z.B.

  • Herzerkrankungen
  • hormonelle Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsendysfunktionen
  • Magen-/Darmerkrankungen
  • Nieren- und Lebererkrankungen
  • Harninkontinenz
  • Tumorerkrankungen
  • chronische Erkrankungen der Lunge
  • nachlassendes Seh-, Hör- und Geruchsvermögen

Typische altersbedingte Erkrankungen am Bewegungsapparat (die natürlich schon in jungen Jahren auftreten können, im Alter jedoch gehäuft vorkommen), sind:

  • (Gelenks-)Arthrosen
  • Spondylosen („Wirbelgelenksarthrosen“)
  • Bandscheibenabnutzungen oder -Erkrankungen
  • neurologische Probleme und Erkrankungen sowie
  • Muskelatrophie und daraus resultierende Muskelschwäche

Den Abbau der Muskulatur bemerkt man meist deutlich an den Gliedmaßen. Sie werden dünner, oft „knochiger“ und arbeiten nicht mehr so kraftvoll.  Festzustellen ist dabei: Je besser die Muskulatur in jungen Jahren bzw. im Erwachsenenalter war, desto langsamer nimmt sie auch im Alter ab.

Alte Hunde haben meist insgesamt eine geringer werdende Mobilität. D.h. die täglichen Gehstrecken werden kürzer, sie beginnen ggf. mit den Hinterbeinen zu schlürfen (d.h. sie überköten) und sie werden insgesamt schneller müde. Das Treppensteigen und das Einsteigen ins Auto fällt ggf. schwer(er). Alte Hunde bekommen auch häufig Koordinations- und Gleichgewichtsprobleme, d.h. sie können schwanken oder stolpern oder fallen sogar hin. Auf glatten Böden rutschen sie schneller und laufen unsicher.

Auch die im Laufe eines Hundelebens überstandenen kleineren und größeren (Gelenks-)Verletzungen und/oder Überbelastungen können im Alter als Spätfolge heftig zu Buche schlagen. Oft sind es auch einfach nur altersbedingte Abnutzungen (an Knorpel, Gelenken, Wirbeln und Bandscheiben), die im Alter als Arthrosen, Spondylosen oder Bandscheibenproblemen das Leben des Hundeseniors erschweren.
Schmerzen, ggf. altersbedingte Muskelsteifheit, kürzere Spazierrunden u.a. verursachen mit der Zeit eine eingeschränkte Beweglichkeit, die das Laufen, Aufstehen, Strecken und Dehnen täglich erschweren und die Lebensqualität deutlich verringern.

Worauf Sie beim alternden Hund achten sollten:

Wichtig ist,

  • eine gesunde Ernährung, die auf das Alter, den Bewegungsdrang und ggf. bereits bestehende Erkrankungen angepasst ist
  • das Vermeiden von Übergewicht
  • eine angemessene Bewegung und Unterstützung des Spieltriebes. Dies hält den Hund noch länger „fit“ (auch geistig) und unterstützt u. trainiert das Herz-Kreislauf-System. Zudem wird die Beweglichkeit des Hundes erhalten bzw. gefördert, die Gelenke werden besser versorgt und die Muskulatur baut sich nicht so schnell ab.
  • regelmäßige Voruntersuchungen bei Ihrem Tierarzt, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln

Gezielte Physiotherapie
… beim alten Hund kann helfen, die Beweglichkeit Ihres Seniors wieder zu verbessern. Damit werden Schmerzen gelindert, Nervenfunktionen  verbessert, Muskulatur stabilisiert und weiterer Muskelschwund vorgebeugt. Gleichzeitig wird die Koordination, das Gleichgewicht und der physiologische Bewegungsablauf geschult. Hinterhandsschwächen können somit stabilisiert und ggf. noch leicht verbessert werden.

Je nach Beschwerde- oder Krankheitsbild des Hundes können folgende physiotherapeutische Maßnahmen angewandt werden:

  • entspannende Massagen, um Muskelverhärtungen zu lösen und den Bewegungsapparat wieder ins Gleichgewicht zu bringen
  • passives Bewegen der Gliedmaßen und vorsichtige Dehnungen, um die Beweglichkeit zu verbessern und den Stoffwechsel in den Gelenken zu aktivieren
  • Manuelle Therapie, um evtl. Gelenksblockaden zu lösen und die Gelenke geschmeidig zu halten
  • Dorntherapie als sanfte Rückenbehandlung und zum Lösen von blockierten Wirbeln
  • Lymphdrainage, um ggf. angesammelte Flüssigkeit aus dem Gewebe besser abtransportieren zu können
  • Nadel- oder Laserakupunktur – als Schmerztherapie oder um verschiedene Beschwerden zu lindern bzw. den Energiefluss wieder zu regulieren
  • Farbpunktur – z. B. als sanfte „Rückenbehandlung“ (oder als Alternative zur Nadel- oder Laserakupunktur)
  • Magnetfeldtherapie –  als Schmerzbehandlung oder um den Schlackstoffabbau zu verbessern und die Sauerstoffaufnahme der Zellen zu erhöhen
  • Lasertherapie, um Entzündungen abzubauen, Schmerzen zu lindern, Gewebe zu heilen und die Durchblutung zu fördern
  • Schallwellentherapie, um die Muskulatur zu entspannen, das Gewebe besser zu durchbluten, zur Verbesserung von Muskelfunktion und -koordination und zum Lösen von Verklebungen
  • Atemtherapie, um Atemwegserkrankungen zu erleichtern, die Mobilität und Beweglichkeit des Brustkorbes zu fördern (z.B. bei sehr alten/immobilen Hunden) und die Sauerstoffversorgung der Lunge zu verbessern
  • Myoreflextherapie – als ganzheitliche Therapie – um Muskelverspannungen (bzw. gesamte Muskelketten) zu lösen, Schmerzen zu lindern, Organfunktionen zu verbessern und den gesamten Bewegungsapparat wieder ins Gleichgewicht zu bringen
  • Übungen zur Stabilisation der Muskeln
  • physiotherapeutische neurologische Behandlung bei Lähmungserscheinungen
  • Haltungstraining und Gangschulung sowie
  • Koordinations- und Gleichgewichtstraining (propriozeptives Training)

 

Noch eine Bitte:
Kommen Sie bitte nicht erst mit Ihrem sehr alten Hund zum ersten Mal zur Physiotherapie. Sehr gute Erfolge und eine verbesserte Lebensqualität erzielt man auch schon beim alternden Hund.
Warten Sie mit der Physiotherapie also bitte nicht, bis Ihr Hund (alters- oder krankheitsbedingt) schon fast nicht mehr aufstehen und laufen kann. Schon viel früher kann ihm geholfen, ihm Gutes getan und die Lebensqualität verbessert werden.

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Einen „jungen Hund“ kann die Physiotherapie (leider) nicht zaubern,
aber sie kann die Lebensqualität des alten Hundes noch deutlich verbessern!

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© Petra Schneider,   info@healthydog.de