„Hilfe – mein Hund hat einen Schlaganfall?!“

Das Vestibular-Syndrom bei Hund und Katze

Immer wieder kommen beunruhigte Hundebesitzer mit ihren Hunden zu mir in die Praxis, die angeblich einen „Schlaganfall“ erlitten haben. Schlaganfälle kommen bei Hunden und Katzen jedoch nur sehr selten vor. Deshalb handelt es sich meist um keinen Schlaganfall, sondern um das sog. „Vestibular-Syndrom“.

Die Symptome des Vestibular-Syndroms sind ähnlich dem eines klassischen Schlaganfalles (beim Menschen) und werden deshalb oft für einen solchen gehalten. Ein Schlaganfall beim Menschen (Apoplexie) wird z.B. durch eine Durchblutungsstörung (Sauerstoffmangel) im Gehirn oder durch eine akute Hirnblutung verursacht (oft verbunden mit dem Absterben von Gehirnzellen, Lähmungen und Funktionsstörungen).

Eine vestibuläre Störung beim Tier ist eine meist plötzlich auftretende Erkrankung oder Durchblutungsstörung des Vestibularorgans im Innenohr. Das Vestibularorgan kontrolliert das Gleichgewicht (und wird deshalb auch „Gleichgewichtsorgan“ genannt), steuert die Orientierung im Raum, die Aufrechterhaltung von Kopf- und Körperhaltung und das Bewusstsein von Stehen, Liegen, Bewegung und Ruhe. Jedes Tier kann an einer vestibulären Störung erkranken. Am häufigsten kommt sie bei älteren Hunden und Katzen vor. Beim alten Hund wird die Erkrankung auch als „idiopathisches geriatrisches Vestibularsyndrom“ bezeichnet.

Ursache
Das Vestibular-Syndrom ist eine Krankheit, für die es keinen offensichtlichen Grund gibt. Es gibt viele Erkrankungen, die das Gleichgewichtsorgan im Ohr schädigen und dieselben Symptome verursachen können. So kann ein gestörter Gleichgewichtssinn auch von einer Infektion, einer Tumorerkrankung oder einer Vergiftung herrühren.

Symptome
Eine vestibuläre Störung tritt ohne Vorwarnung und meist sehr plötzlich auf. Durch die Störung ist dem Tier extrem schwindelig, das Tier wirkt wie betrunken oder wie nach einer Narkose. Es kann dabei ggf. auf einmal nicht mehr aufstehen, hält seinen Kopf schief und zur Seite geneigt, manchmal dreht es sich auch im Kreis. Die meisten Tiere haben Schwierigkeiten, gerade aus zu laufen, schwanken und wirken desorientiert und verwirrt. Viele Tiere zeigen ein Augenzucken von einer Seite zur anderen („Nystagmus“) oder es tritt ein extremes Schielen auf. Durch das Schwindelgefühl ist vielen Tieren übel, sie verweigern das Fressen, sie speicheln und es kann zu Erbrechen kommen.
Die Symptome sind für den Hundebesitzer meist sehr besorgniserregend.

Behandlung
Der Tierarzt wird im Normalfall Ihren Hund genau untersuchen, um sicher zu gehen, dass keine andere Krankheit hinter den Symptomen steckt. Ggf. helfen dem Hund Medikamente, um das Schwindelgefühl und die Übelkeit zu verringern, die Durchblutung zu fördern und das Allgemeinbefinden zu verbessern. Schwer erkrankte Hunde erhalten zudem Infusionen.
Ansonsten kann man eigentlich nicht viel gegen das Vestibular-Syndrom tun, d.h. es gibt keine spezielle schulmedizinische Therapie.

Normalerweise regulieren sich die Symptome von selbst und die Erkrankung verschwindet von alleine wieder. Innerhalb von 2-3 Tagen ist in der Regel schon eine Besserung festzustellen und in den darauffolgenden 10 Tagen normalisiert sich meist der Allgemeinzustand. Bis zur vollständigen Genesung kann es jedoch weitere 4 Wochen dauern. Manche Tiere benötigen sogar 4 – 8 Wochen, bis die Symptome beseitigt sind und/oder behalten eine leichte Beeinträchtigung, wie z. B. die schräge Kopfhaltung bei.

Diese kann ggf. durch eine Physiotherapiebehandlung korrigiert werden.

 

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© Petra Schneider,   info@healthydog.de