Knochenbrüche (Frakturen) an den Gliedmaßen

Frakturen entstehen, wenn die Grenzen der Elastizität und Festigkeit eines Knochens überschritten werden. Knochen von jungen Tieren sind elastischer als von älteren Tieren. Ihre Sprödigkeit nimmt mit zunehmendem Alter zu. Die meisten Brüche entstehen durch ein Trauma (z. B. Unfall, Autounfall, einen Sturz, aber auch durch ungeschickte Bewegungen/Fehltritte). Dabei sind beim Hund hauptsächlich die Gliedmaßenknochen oder das Becken betroffen.

Zum besseren Verständnis von Knochenbrüchen möchte ich zuerst den Knochenaufbau erklären:
Knochen bestehen hauptsächlich aus einer festen und wenig elastischen Knochensubstanz, die sehr viele Kalziumsalze enthalten. Die Knochen werden von einer dünnen Haut überzogen, die Knochenhaut (oder „Periost“) genannt wird. Lediglich die Gelenkflächen des Knochens sind nicht mit Knochenhaut sondern mit Gelenkknorpel überzogen. Die Knochenhaut enthält sehr viele Nervenfasern, daher ist sie auch sehr schmerzempfindlich. Außerdem laufen in ihr sehr viele Blutgefäße, die den Knochen versorgen. Die Zellen der Knochenhaut sind es auch, die im Falle eines Knochenbruchs das Reparaturgewebe bilden, das man auch „Kallus“ nennt. Die Knochenheilung verläuft in mehreren Stufen. Zunächst bildet sich nach einem Bruch sehr viel relativ weicher Knorpelkallus, der die Aufgabe hat, den Bruch notdürftig zu stabilisieren. Im Laufe der Zeit wird der Knorpelkallus in den stabileren Knochenkallus umgebaut, der die Bruchenden dann wieder fest miteinander verbindet. Die vollständige Heilungszeit des Knochens beträgt 8 bis 12 Wochen.

Bruchformen
Brüche werden einerseits nach der Art der Bruchlinie in vollständige und unvollständige Frakturen unterteilt, andererseits in geschlossene und offene Brüche:

  • Unvollständiger Bruch: Der Knochen ist dabei angebrochen. Eine besondere Form der unvollständigen Fraktur ist die Grünholzfraktur, sie kommt bei jungen Tieren vor, deren Knochen noch weniger fest sind.
  • Vollständiger Bruch: Dabei ist der Knochen komplett in zwei oder mehrere Fragmente getrennt. Ein Bruch mit mehreren Fragmenten wird dabei als Splitterbruch oder Trümmerbruch bezeichnet.
  • Geschlossener Bruch: Ein Bruch wird als geschlossen bezeichnet, wenn Gewebsstrukturen (Haut) um die Bruchstelle nicht verletzt sind.
  • Offener Bruch: Wenn Knochen die Haut und Muskulatur durchstoßen und von außen zu sehen sind, bezeichnet man die Fraktur als offenen Bruch. Es sind schwerwiegende Verletzungen, die sofort chirurgisch versorgt werden müssen (NOTFALL!), damit es zu keiner Infektion kommt.
  • außerdem gibt es noch Abrissfrakturen, Röhrenknochenfrakturen, Gelenkfrakturen, Frakturen der Knochenenden, usw.


Symptome

  • plötzliches Auftreten einer starken Lahmheit
  • ggf. abnormale Beweglichkeit (Bein baumelt)
  • veränderte Form des Knochens (Deformität)
  • die Gliedmaße schwillt an
  • es bildet sich meist ein Bluterguss
  • evtl. Blutungen
  • starke Schmerzen


Erste-Hilfe-Maßnahmen

  • den Hund beruhigen
  • Blutungen stoppen
  • Kühlung der Schwellung mit Eisbeutel oder Kühlakku (VORSICHT: nicht direkt auf die Wunde = Erfrierungsgefahr)
  • Wundschutz bei offenen Frakturen
  • Ruhestellung der Gliedmaßen
  • sofortiger Tierarztbesuch!


Diagnose und Tierarztbehandlung

Die Diagnose wird anhand einer röntgologischen Untersuchung gestellt. Meist ist es dazu notwendig, Röntgenbilder in verschiedenen Ebenen anzufertigen, um alle Bruchlinien zu finden. Für die weitere Behandlung und für die Prognose ist es sehr wichtig zu wissen, wo genau die Bruchlinien verlaufen, ob ein Gelenk mit betroffen ist und wie die einzelnen Knochenteile zueinander liegen. Erst dann wird der Tierarzt entscheiden, welche Behandlung nötig und möglich ist.

Physiotherapie
Als physiotherapeutische Behandlung steht zuerst die Schmerzlinderung, das Behandeln der nicht direkt betroffenen Gelenke, Gliedmaßen und des Rückens (diese werden durch die Lahmheit stark überbelastet) und ggf. eine Lymphdrainage an. Als Schmerzlinderung sind Eis- bzw. Kälteanwendungen, Elektrotherapie und Akupunktur möglich. Erst nach Abschluss der Knochenheilung wird ggf. mit Gelenksbehandlung, Muskelkräftigung, Stabilisationen, Ausdauer- u. Konditionsaufbau usw. begonnen.

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© Petra Schneider,   info@healthydog.de