Kreuzbandrisse (Anrisse oder vollständige Risse) stellen eine der häufigsten Ursachen für eine Lahmheit der Hintergliedmaße beim Hund dar. Meist ist dabei das vordere (craniale) Kreuzband (Lat. Lig. cruciatum cranialis) betroffen.
Ist das Kreuzband angerissen oder gerissen wird das Kniegelenk instabil und es entsteht eine (unerwünschte) Roll-Gleitbewegung im Kniegelenk. Durch die vermehrte Beweglichkeit im Gelenk können weitere Kniestrukturen geschädigt werden (z. B. Abriss oder Riss des inneren d. h. medialen Meniskus), das Gelenk entzündet sich, wird dick und es entsteht eine Arthroseerkrankung.
Welche Hunderassen sind betroffen?
Ein Kreuzbandriss kann grundsätzlich bei jedem Hund vorkommen.
Statistisch gesehen, werden Kreuzbandoperationen vermehrt bei großen, schweren Hunden durchgeführt. Es gibt bestimmte große Hunderassen, die eine Prädisposition für die Erkrankung haben. Hierzu zählen Boxer, Bullmastiff, Chow Chow, deutsche Doggen, Rottweiler, Labrador und Golden Retriever. Bei Zwerghunden (z. B. Yorkshire Terrier, Zwergpudel usw.), kann ein vorderer Kreuzbandriss auch in Zusammenhang mit einer Kniescheibenluxation (sog. Patellaluxation) auftreten.
Große Hunde erleiden Kreuzbandrisse meist in jüngeren Lebensjahren (durchschnittlich mit 4,9 Jahren), kleine Hunde dagegen sind zum Zeitpunkt der Erkrankung meist schon älter (durchschnittlich 8 Jahre).
Außerdem haben sterilisierte Hündinnen und zu dicke, fettleibige Hunde ein erhöhtes Risiko, einen Kreuzbandriss zu entwickeln.
Ursachen
Die Verletzung des Kreuzbandes steht im engen Zusammenhang mit seiner Funktion. Dabei entsteht ein Bandriss insbesondere nach einer extremen Streckung des Kniegelenks oder nach übermäßiger Innenrotation der belasteten Gliedmaße. Ebenso kommen traumatische Einwirkungen oder degenerative Gelenkerkrankungen (wie z. B. die Osteoarthrose) als Ursache in Frage.
Symptome
Der Hund schont die Hintergliedmaße und er vermeidet es, diese in der Bewegung im Kniegelenk durchzustrecken. Er kann dabei „nur“ ein wenig hinken, eine deutliche Lahmheit zeigen oder nur noch auf 3 Beinen gehen. Dazu zeigt er eine deutliche Entlastung des betroffenen Hinterbeines im Stand (sog. „Zehenspitzenfußung“), beim Sitzen stellt der Hund das betroffene Knie deutlich nach außen. Ist der innere Meniskus mit verletzt, lahmt der Hund normalerweise mittel- bis hochgradig.
Der Tierarzt diagnostiziert den Kreuzbandriss durch den sog. „Schubladen-“ oder Tibiakompressionstest. Das passive Beugen, Strecken und Rotieren der Gliedmaße im Kniegelenk ist meist sehr schmerzhaft. Ist dazu noch ein deutliches „Klicken“ zu hören, ist von einem zusätzlichen Meniskusriss (Ruptur des medialen, d.h. inneren Meniskus) auszugehen. Beim Abtasten des Kniegelenkes ist oft eine vermehrte Gelenkfüllung und die Verdickung der Gelenkkapsel festzustellen. Eine eindeutige Diagnose erhält der Tierarzt durch zusätzliche Röntgenaufnahmen, ggf. auch durch Sonografiebefunde. In selteneren Zweifelsfällen kann eine MRT-Tomografie (Kernspin-) oder eine Arthroskopie die Verdachtsdiagnose erhärten.
BEHANDLUNG
Konservative Tierarztbehandlung
Die konservative Behandlung basiert auf eine 3- bis 6-wöchige absolute Ruhigstellung des Kniegelenkes, Gewichtsreduzierung bei übergewichtigen Tieren sowie einer medikamentösen Therapie.
Die konservatie Therapie kann erfolgreich bei Hunden unter 10 – 15 kg Körpergewicht sein. Bei größeren Hunden erzielt diese Therapie oft eher schlechte Ergebnisse.
Operative Tierarzttherapie
Die operative Tierarztbehandlung beinhaltet eine frühe Stabilisierung des Gelenkes und damit ein Verhindern der weiteren Schädigung des Knorpels (Arthroseentstehung) und des Meniskus. Dazu wurden mehr als 100 verschiedene Operationsmethoden in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt.
Meist werden bei der Operation die Kreuzbandreste entfernt (sog. „cleaning up“), um die Entzündungsreaktionen zu unterbrechen. Häufig wird ein „Bandersatz“ bei der Operation eingesetzt oder die Tibia-Plateau-Leveling-Osteotomie (TPLO) angewandt, um dem Knie wieder die nötige Stabilität zu geben und weitere Gelenkschädigungen zu verhindern.
Eine postoperative Ruhighaltung des Hundes (d. h. „Leinenzwang“) für 4 – 6 Wochen und eine Schmerzmittelgabe, um die Entzündungsprozesse im Kniegelenk vollständig abheilen zu lassen, ist dringend angeraten.
Physiotherapie
Eine physiotherapeutische Behandlung ist nach einem operativ versorgten Kreuzbandriss empfehlenswert und sollte von Anfang an in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Dabei kann die Behandlung schon wenige Tage nach der Operation durch Narbenbehandlung, Lymphdrainage, Kryo(Kälte-)therapie direkt am operierten Kniegelenk beginnen. Parallel dazu werden die anderen, durch die Schonhaltung belasteten Strukturen (wie Rückenbereich, Schulter- und Vorderlauf) detonisiert behandelt; eine Magnetfeldtherapie ist ebenfalls empfehlenswert.
Später rückt die Behandlungspriorität auf das operierte Hinterbein. Dieses wird stabilisiert, die Beweglichkeit wird durch passives Durchbewegen verbessert, was zudem den Stoffwechsel im Kniegelenk anregt und den Heilungsprozess fördert. Dehnungen, späterer Muskelaufbau und ggf. eine Gangschulung runden die physiotherapeutische Behandlung ab.
Homöopathie
Nachfolgend aufgeführte homöopätische Mittel können den Heilungsprozess zusätzlich unterstützen. (Die Wirkung ist jedoch medizinisch nicht erwiesen.):
- Arnica – hilft bei Lähmung, Überanstrengung, Quetschungen, Verstauchungen, Blutergüssen und Muskelschmerzen
- Calcium Phosphoricum – hilft bei Knochen- und Bänderschäden
- Hypericum – hilft bei Wunden mit Nervenverletzungen
- Plumbum Metallicum – hilft bei schlaffer Lähmung und Muskelschwund
- Ruta – behilflich für Knochenhaut, Sehnenverzerrungen und Bänderzerrung
- Silicea – behilflich bei der Narbenheilung (Narbenkeloid)
- Staphisgria – hilft bei schlecht verheilenden Wunden
- Symphytum – hilft bei Knochenbrüchen und Bänderrissen