… eine Autoimmunerkrankung beim Hund
Die Myasthenia Gravis ist eine neuromuskuläre Erkrankung, die beim Mensch wie beim Tier vorkommen kann. Sie beschreibt eine neurologische Erkrankung, die eine Muskelschwäche auslöst. Man geht dabei von einer Autoimmunerkrankung* aus, die zu einer starken Ermüdung der Muskulatur mit lähmungsähnlichen Erscheinungen und ggf. schweren Komplikationen führt.
Die charakteristischen Symptome sind:
- eine ungewöhnliche, belastungsabhängige, jedoch schmerzlose Muskelschwäche wechselnder Muskelgruppen und Muskeln,
- mit schneller Ermüdung,
- anfänglichem trippelnden, unsicheren, staksigen und steifem Gang
- ggf. häufigem Muskelzittern und
- aufgekrümmtem Rücken.
- Die Krankheit tritt meist nicht einseitig auf eine Körperhälfte begrenzt auf
- und bleibt neben der örtlichen und einer zeitlichen Wechselhaftigkeit im Verlauf von Stunden/Tagen oder Wochen bestehen.
- Die Muskelschwäche bessert sich nach Erholungs- oder Ruhephasen und
- wird negativ beeinflusst durch: Infekte, Medikamente, hellem Licht und anderen Umwelteinflüssen (wie intensive Düfte, Vibrationen, hormonelle Veränderungen, aber auch durch emotionale Belastungen)
Basierend auf die gestörte (und im Verlauf der Krankheit zerstörte) Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel geht man davon aus, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung der motorischen Endplatte der quergestreiften Muskulatur handelt.
Bei Hunden wird zwischen einer angeborenen und eine erworbenen Myasthenia Gravis unterschieden. Die angeborene Myasthenia Gravis ist relativ selten und kommt gehäuft bei einigen Hunderassen, wie Jack-Russel Terrier, Glatthaar Foxterrier, Springer-Spaniel, vor. Die Erkrankung wird vererbt und tritt typischerweise in der 6. bis 8. Lebenswoche auf.
Die erworbene Myasthenia Gravis ist wesentlich häufiger und ebenfalls genetisch bedingt. Sie tritt öfters bei Junghunden zwischen dem 1. und 4. Lebensjahr und bei alten Hunden ab dem 9. Lebensjahr auf.
Die Krankheit äußert sich zumeist in lokalen Muskelstörungen, oft als eine Speiseröhrenlähmung. Ist die Atemmuskulatur betroffen, besteht eine akute Erstickungsgefahr. Ist bei Hunden die Muskulatur der Hintergliedmaßen betroffen, äußert sich die Krankheit mit schneller Ermüdung, steifem Gang, stark abgebauter Muskulatur bis hin zur Lähmung der Hinterbeine.
Behandlung
Grundsätzlich sollte bei der Vermutung einer Erkrankung an Myasthenia Gravis der Tierarzt aufgesucht werden. Dieser injiziert intravenös das fehlende Enzym (Cholinesterasehemmer), die muskuläre Schwäche verschwindet dadurch vorübergehend. Es besteht die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung (mit Cholinesterasehemmer, Glukokortikoide oder Immunsuppressiva). Wenn die Medikamente gut ansprechen, ist die Prognose u.U. nicht schlecht. Heilbar ist die Erkrankung jedoch nicht.
Physiotherapie
Ziele der Physiotherapie sind die Verzögerung der Muskelverschlechterung bzw. eine Muskelkräftigung, Herstellung des Muskelgleichgewichtes und leichter Ausdauer- und Konditionsaufbau. Gleichzeitig werden andere, von der Muskelschwäche nicht direkt betroffenen Muskelgruppen (sowie die Wirbelsäule), behandelt.
* Autoimmunerkrankung:…
beschreibt eine große Gruppe von Krankheiten, die durch ein überaktives Immunsystem gekennzeichnet sind, welches unfähig ist, zwischen körpereigenen und körperfremden Strukturen zu unterscheiden. Sie greift diese durch Immunzellen und Autoantikörper an und führt zu Entzündungen und auch zu Funktionsbeeinträchtigung der betroffenen Organe (oder Muskulatur).