Beo, der Königspudel

Wie wir zu
unserem „Bellino von der Frickenhofer Höhe“, genannt Beo, kamen.

So oft bin ich nun schon gefragt worden, warum wir uns für einen Pudel entschieden, bzw. warum wir die Hunderasse gewechselt haben.

Ja, warum eigentlich?

18 Jahre lang begleiteten uns 2 wundervolle, einzigartige Kurzhaarcollies durch unser Leben. Wir vermissen die beiden sehr. Der Kurzhaarcollie ist eine (für uns) absolut wunderbare Hunderasse – vielleicht auch deshalb, schmerzt jeder Gedanke, jede Erinnerung und jedes Bild von unseren beiden verstorbenen Fellnasen, unserem achtbeinigen „Dream-Team“, immer noch sehr.

Wer selbst einen Hund besitzt, mag es ggf. verstehen: als unser Einstein (als letzter der beiden) über die Regenbogenbrücke ging, hatten wir plötzlich einen tierlosen Haushalt. Wir litten so sehr unter der Trauer, der plötzlichen Eintönigkeit unseres Alltags und der schmerzhaften Leere im Haus, dass wir uns durch die Perspektive auf einen „neuen“ Vierbeiner eine Ablenkung und Verbesserung erhofften.  Allerdings taten wir uns in unserer Trauer damals sehr schwer, uns gedanklich mit einem „neuen“ Kurzhaarcollie zu beschäftigen. Ein stechender Schmerz und eine tiefe Schwere lag darauf und der Gedanke an einen „neuen“ Kurzhaarcollie fühlte sich anfangs nicht gut für uns an.
Wir wollten die Fühler ja auch „nur“ nach einem eventuellen Welpen ausstrecken und kontaktierten zwei Züchter (anderer Hunderassen, die für uns in Frage kamen).

„Der Hund (Welpe), der zu uns kommen möchte (egal welcher Hunderasse) und der uns „gut tut“, der sollte es werden,“ sagten wir uns – der Zeitpunkt war für uns dabei unwichtig.
Diesen Wunsch sendeten wir aus.

Die Antwort darauf kam prompt:
Schon kurz nachdem wir die erste Züchterin kontaktierten und kennen lernten, bekamen wir von ihr die Zusage für einen Welpen aus dem bevorstehenden Wurf. Mir persönlich ging das alles viel zu schnell, ich hätte mir noch mehr Abstand zum Tod unseres  Einsteins gewünscht. Dennoch sagten wir zu, und es kam somit alles schneller als gedacht:  im Mai zog der „neue“ Welpe ein:

Beo, der Königspudel

Wir stellten sehr schnell fest:
Ein Pudel ist kein Hund – ein Pudel ist ein Pudel.
Punkt.

Die Züchterin informierte uns vorab: Pudel sind Spätentwickler. So fing alles an.
Beo war noch ein richtiges Hundebaby als er mit 8 Wochen bei uns einzog: schlafen, fressen, viele „Geschäfte machen“ und bisschen spielen und kuscheln stand auf dem Tagesprogramm. Wir waren überrascht, wie pflegeleicht und anhänglich Beo war – zumindest im Haus. Das einzige, was sich nicht so pflegeleicht gestaltete, war seine Gesprächigkeit. Mit extrem tiefer und enorm lauter Stimme kommentierte, protestierte oder freute er sich – laut und anhaltend. In der Nachbarschaft verteilten wir deshalb als „kleines SORRY“ Sektflaschen mit Ohrstöpsel.

Draußen sah es anders aus mit der Pflegeleichtigkeit:  Beo zeigte nämlich keinerlei angeborenen Folgetrieb, „im Gelände“ orientierte er sich nicht am Menschen. Wir waren ihm sozusagen egal, er machte einfach seins! Man könnte auch sagen, Spuren waren ihm schon im Welpenalter wichtiger als Menschen. Selbständig war er, schnell dazu,  jedoch nicht ganz so selbstbewusst, wie er sich gab:  als er sich einmal vor entgegen kommenden Spaziergängern gruselte, fürchtete und flüchtete, war uns klar: dieser Welpe braucht eine Leine.

Ab sofort war es unser Schleppleinen-Beo.

Der Schleppleinen-Beo entwickelte schon bald ein weiteres Hobby: Steine suchen, Steine finden und Steine flugs schlucken – alles in Sekundenschnelle. Wir wissen ja, dass „Kleinkinder“ gerne alles aufnehmen, aber bei Beo wurde es zu einer regelrechten Sucht. Gut, dass es aus zuvor genannten Gründen nur Schleppleinen-Spaziergänge gab  – so hatten wir mit dem angeleinten Welpen eher die Möglichkeit, aufzupassen und ihm am Steine fressen zu hindern.

Aufenthalte in unserem Garten wurden zum nächsten Problem. Beo adoptierte den Garten sofort, deshalb wurden die Nachbarn schon im jungen Welpenalter streng angebellt und seinen Garten wollte er auch nicht wieder verlassen:  er übte schon (als Klein-Welpchen) das „Fang mich doch-Spiel“, wenn wir wieder ins Haus zurück wollten. Beo wollte seine Eigenständigkeit nicht verlieren – nein, in SEINEM Garten schon gar nicht.

Und, was  nützt ein ausbruchsicherer (komplett eingezäunter) Garten, wenn der Hund auch dort nur Steine/Steinchen sucht, um sie zu fressen? Bis wir einen geeigneten (zusätzlichen Welpen-) Zaun aufstellen konnten, musste Beo auch im Garten an der Schleppleine bleiben – so geht’s einem Schleppleinen-Beo eben.

Doch auch andere Dinge gingen nicht ganz  nach seinen Kopf:
So switchten wir den fehlenden Folgetrieb um, konditionierten ihn darauf, auf uns zu achten, für „Aufgenommenes“ boten wir tolle Tauschgeschäfte an. Wir arbeiteten an der Bindung und Akzeptanz, achteten auf viele Ruhephasen und gaben ihm Schutz und „Beruhigung“, wenn ihm etwas Grauenhaftgruseliges bei seinen kleinen Spaziergängen und Ausflügchen entgegen kam oder begegnete.
Pferdekontakte boten wir ihm mit unserer Stute schon sehr früh, doch wenn ein Mensch auf so einem Tier sitzt und auf Herrn Pudel zugelaufen kommt, dann setzte der Fluchtmodus wieder ein. Schützend-beruhigend teilten wir Klein-Beo mit, dass Pferde und Reiter keine pudelfressenden Monster sind, und dass wir ihn immer beschützen.

Abends drehte sich der Spieß dann um, gerne hätten wir da Schutz gesucht: Beo entwickelte sich selbst zum allabendlichen Monster:  Jeden Abend wurden seine heiss-feurigen Teufelshörner ausgefahren. Egal ob outdoor oder im Haus: dann ging es über Stock und Stein (oder über alles, was im Weg lag oder stand), die Energie musste raus, die Zunge hing dabei dunkelrosig halb aus dem Mäulchen, die Augen blinkten und die Hörner feuerten. Das alles in einem Geräuschmodus, der an eine kleine „Wildsau“ erinnerte. Anfangs ließen wir ihn schmunzelnd toben, denn er fiel dann irgendwann von jetzt auf nachher um (schlafend). Mit der Zeit war die Energie jedoch ausreichend für „noch viel mehr“, und wir mussten das Feuer in den Hörnern mit Beruhigungsritualen nach einiger Zeit ausblasen.

Beo war nicht unser erste Welpe, aber der erste, der uns von Anfang an (s)einen Stinkefinger zeigte, der länger war wie seine eigene Körpergröße. Er zeigte sich nicht einmal beeindruckt, als ich ihm meinen Stinkefinger zeigte. Und: Wir wurden von dem kleinen schwarzen Fellwuschel getestet und ausgetestet – bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. Irgendwann fand er uns dann wohl „ganz okay“ und akzeptabel und so wendete sich das Blatt…
und dann kam kurz danach die Pubertät.

Gefühlt pubertierte Beo schon als Welpe, dafür dauerte es umso länger, bis er ins Wachsen kam. Wo wir erschienen, Beo war (unter gleichaltrigen, mittelgroßen Hunderassen) lange Zeit immer der Kleinste. Aber klar, die gesamte ihm zur Verfügung stehende Energie war ja für sein kleines Gehirn bestimmt. Und die bei ihm sehr früh beginnenden (vor-)pubertären Verhaltensweisen benötigten sicherlich eine ganz besonders große Menge Hirnpower.

Die Pubertät gestaltete sich als wildes Wechselspiel zwischen einem pubertären Pudel-Monster mit Kitzelspinnen im Hirn und einem lieben „Traum-Pudel“, wobei die Gewichtung unterschiedlich stark ausgesprägt war und ein Wechsel urplötzlich vonstatten gehen konnte. Über so manche pubertäre Schieflage können wir heute lachen. Auch benahm er sich ab und an, als warte er darauf, dass ihm der rote Teppich ausgelegt und die polierte Königskrone aufgesetzt wird. Nun ja, als Königspudel darf man diese Erwartungen haben.
Wie sagte eine Kundin zu mir? „Große Persönlichkeiten, haben meist eine turbulente Pubertät.“
Nun denn, dann warten wir mal ab…

Man sagt ja, bei „tauben (Hunde-)Ohren“ ist viel Konsequenz angesagt. Ja, konsequent kann ich sein und eine gewisse Strenge sagt man mir ebenfalls nach. Aber – anders als bei unseren Collies – lässt sich Beo dadurch (bis heute) nicht beeindrucken:

Auf einen strengen Blick folgen mindestens 3 strenge Beo-Blicke zurück.
Auf ein strenges Wort antwortet er mit Sturheit und „seinem“ strengen Blick.
Herr Pudel möchte sagen: „In diesem Ton spricht keiner mit mir“. Punkt.
Auf ein bisschen Schimpfe antwortete er mit tadelndem Blick:
„Mit einem König schimpft man nicht“.
Ja, die Erziehung geht auch anders herum:  der Pudel erzieht den Besitzer.

Und dann wäre da noch Beo`s „schnelle Reizleitung“. D.h. er kann sich sehr schnell erregen, aufregen und sich hineinsteigern – auch in schöne Dinge (wie Freude, beim Lernen, bei tollen Übungen u.a.). Man mag nicht gerne daran denken, wie er reagieren könnte, wenn ein Reh vor seiner Nase wegspringt. Noch wurden wir (-dank Schleppleine-), konsequenter Rückrufkonditionierung und schneller Reaktionsleistung unsererseits von möglichen Jagdausflügen verschont.

Nachdem unsere bisherigen Hunde von Anfang an „off-line“ erzogen wurden und in der Natur (fast) nur unangeleint laufen durften, tat uns unser Schleppleinen-Beo doch etwas leid. So wünschten wir ihm auch dieselben Freiheiten. Doch immer wiederkehrende Versuche ohne Schleppleine zu laufen, scheiterten erfolglos, und mit der Zeit stellten wir unsere Strategie einfach um: zuerst Bindung/Akzeptanz, dann Konditionierung und Erziehung, dann ein (hoffentlich) funktionierender Rückruf – wenn auch meistens erstmal an der Schleppleine – und dann eben zu guter letzt „die Freiheiten“ eines gut erzogenen Hundes. Dies hatte den Vorteil, dass unser Stresslevel auch gering blieb, denn wir hatten den Pudel-Bub ja immer sicher an der (unterschiedlich langen) Leine.

Wie schön war es, als uns Beo – beginnend mit nicht mal 8 Monaten – mit seinem Verhalten zeigte, dass unsere Strategie funktioniert hatte: Wie schön ist es, wenn der Hund – nein, der Pudel – mich fragend anschauend stehen bleibt, wenn etwas zu Jagendes in Sicht ist und mit seinem Blick sozusagen um Erlaubnis bittet? Nein, diese Erlaubnis bekommt er natürlich nicht, aber vor lauter Freude hüpfen wir dann gemeinsam wie Rumpelstilzchen.

Wie schön ist es, dass Beo trotz „wichtiger Spuren in der Nase“ locker vorne draus trabt, dabei mich ständig im Blick hat, ständig nach mir schaut und ebenso die hörenden Antennen auf mich ausgerichtet hat. So waren wir ihm doch anfangs schnurzegal. Wie stolz sind wir, dass Beo auf die Kommandos reagiert und sie befolgt – auch wenn er gerade mit größerem Abstand „etwas viel Wichtigeres zu tun“ hat.

Wie schön ist es, wenn Beo draußen zu schnell einen großen Abstand gewinnt und auf ein freundlich zugerufenes „zu weit“, blitzschnell mit einer halben Pirouette umdreht und mit fliegenden Ohren und fliegenden Beinen zurückgaloppiert?

Und wenn die Züchterin recht hat, und Beo „ganz nach seiner Mama“ kommt (die in jungen Jahren wohl selbige Starallüren hatte, diese dann wieder ablegte), dann wird er sicher noch zu einem, unserem „Traumhund“ – nein Traum-Pudel.

Ja, Beo war (und ist) ein „bisschen“ anstrengend – aber welcher Welpe/Junghund ist das nicht? Das Tolle daran: wir haben gegenseitig viel gelernt und uns beigebracht.  Auch wenn wir uns anfangs insgeheim schon mehrmals fragten, was wir verbrochen haben, wir blieben tapfer, ausdauernd und liebevoll „bei der Sache“. Auch das hat Beo uns gelehrt: immer dran bleiben, dann klappt’s irgendwann.

Zu guter letzt: Beo hat natürlich auch viele schöne und tolle Seiten:
Er ist so anhänglich, dass man fast das Haus nicht ohne ihn verlassen darf.
Er ist der beste Wecker aller Zeiten (wer steht schon nicht gerne auf, wenn sich eine weiche, feuchte Fellnase unter die Bettdecke gräbt und konsequent-anhaltend dauer-stupst?).
Er ist so kuschelig, dass man am liebsten die eigene Nase in seinem Fell vergräbt, und er kuschelt so gerne, er könnte als Schoßhund durchgehen (wäre er nicht zu groß für den Schoß).
Er ist so intelligent, dass man mit Lerninputs gar nicht hinterher kommt.
Er ist so lebensfroh und aufgeschlossen, dass er gerne (fast) alles mitmacht (ausgenommen Restaurantbesuche, aber daran arbeiten wir noch).
Er ist so lustig wie ein Clown, und er kann hüpfen wie ein Känguruh, manchmal auch wie ein Frosch.
Er ist so hilfsbereit, dass er uns (und sich) die Türen öffnet.
Er ist so wachsam, dass er alles (für ihn) Ungewöhnliche und Gruselige im Haus und Garten und in der Straße registriert und lautstark meldet – selbstverständlich auch mitten in der Nacht.
Er ist so gut bei der Sache, dass er sich auch – trotz seiner schnellen Aufregung – (überwiegend) noch gut konzentrieren kann.
Und er ist so lieb (meistens), dass man ihn lieben muss, und er ist einfach
unser Beo, ein toller Hund, – nein – ein toller Köngis-Pudel.

Danke, dass er zu uns gefunden hat.
Danke, dass er bei uns einziehen durfte.

„Bellino von der Frickenhofer Höhe“, genannt BEO (geb. am 17.3.2022)
– Die ersten Monate bei uns-:

P.S.:
Beo kam zu seinem Namen, da wir ursprünglich diesmal eine Hündin (eine Bea) haben wollten. Als die Züchterin uns einen Rüden zusagte, wurde es eben ein Beo. Dass sie ihm den Namen Bellino gab, der sich zu Beo abkürzen ließ, erfuhren wir erst später, es war reiner Zufall.
Unbeabsichtigte Ähnlichkeiten mit dem Vogel Beo gibt es ebenso: auch unser Beo hat schwarzes Gefieder (bzw. schwarze Pudellocken), anstatt dem gelben Schnabel leuchtet bei Pudel-Beo die rosarote Zunge. Die größte Ähnlichkeit finden wir in der Gesprächigkeit wieder: Pudel-Beo zwitschert zwar nicht, beherrscht aber alle Lautstärken und Tonlagen beim Bellen, Knurren – und Schnarchen.

Übrigens hat Beo eine spezielle Angewohnheit, wenn er sich zum Kuscheln neben mich legt: Zuerst wird der Kopf seitlich abgelegt (die Hinterbeine und das Hinterteil sind noch aufgestellt), dann rollt er sich mit einem halben Purzelbaum ab, bis sich auch das Hintelteil in liegender Kuschelposition befindet.
Ja, wer sich schwer tut mit dem „Humor“, der sollte sich einen Königspudel anschaffen.

Zu guter letzt sei noch erwähnt: bis heute werden die feuernden Teufelshörner am Abend ausgefahren. Nur die Wohnung scheint kleiner geworden zu sein.

DAS IST BEO!
UNSER PUDEL, sorry unser KÖNIGSPUDEL.


B E O – mit 1 Jahr und älter: